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Mamablog: Alltag mit TeenagernDie Tage sind lang – und die Abende noch länger

Grosse Kinder, grosse Sorgen: Mit grösser werdenden Kindern häufen sich auch die Diskussionen.

Früher, als die Kinder klein waren, gab es den Tag. Und es gab den Abend. Am Tag war Spielplatz, war «Mama, Mama, Mamaaaa», war umgekippter Apfelsaft, wenn man kurz nicht schaute. Aber am Abend, da war mal Schluss. Ruhe, ungestörte Erwachsenengespräche, manchmal konzentriertes Arbeiten und immer wieder herzwohlige Blicke auf schlafende Kinder. (Natürlich gab es auch die Nacht, aber das ist eine andere Geschichte.)

Stille Momente oder die Hoheit über die TV-Fernbedienung: Wo sind sie hin?

Es ging nicht von heute auf morgen. Man rutscht ja hinein, unmerklich. Irgendwann stellte ich einfach fest: Am Abend noch arbeiten? Schaffe ich nicht mehr. Stille Momente oder die Hoheit über die TV-Fernbedienung: Wo sind sie hin? Und dann stöhnt eines Tages die Freundin, die noch kleinere Kinder hat: «Weisch, wenn sie um halb acht ENDLICH im Bett sind…» Und es lichtet sich der Nebel um meine Wahrnehmung und die Erkenntnis sackt: Klar, unsere waren doch früher auch irgendwann mal im Bett!

Immer jemand wach

Heute, mit grösseren Kindern, gibt es bei uns noch immer den Tag. Doch der dauert oft fast bis Mitternacht. Ein Abend ist meist nicht existent. Zumindest nicht als Feierabend. Zeitig, wenn auch nicht mehr um acht Uhr, schläft nur noch der Jüngste. Ab dann dominieren der vergessene Franz-Voci-Test vom nächsten Morgen, die Ausgehzeiten vom nächsten Wochenende oder der dringend benötigte Zustupf für diese Turnschuhe, die halt «übel geil» wären. Manchmal sind es auch Diskussionen über – wahlweise – Handyzeit, Lernmotivation oder die Notwendigkeit eines Nasenpiercings.

Nennen Sie es «wenig Schlafbedarf» der Kinder oder «mangelnde Konsequenz» der Eltern. Jedenfalls: Es ist immer jemand da. Und wach. Um herzwohlige Blicke auf schlafende Kinder zu werfen, muss ich heute – abgesehen von jenem auf den Jüngsten, seufz – lange warten. Wenn ich nicht selbst vorher einschlafe.

Alles gut, wie es ist

Hin und wieder hadere ich mit dieser 24/7-Präsenz der Familientruppe. Zwar verkriechen sich Teenie und Fast-Teenie auch mal länger in ihren Zimmern. Meist taucht ja aber doch früher oder (eher) später etwas auf, für das wir Eltern – unsere Hilfe, unsere Meinung, unser Geld – gefragt sind. Und dann kommt es vor, dass ich es vermisse, im gedimmten Licht auf dem Sofa zu sitzen, über einem Kreuzworträtsel zu brüten und das Klicken des Kugelschreibers zu hören. Oder das «Tap-tap-tap» des Fingers auf dem Handydisplay. In der Stille des Abends zu versinken und dabei zu wissen: Jetzt bin ich gänzlich ungestört.

Auch mit grösseren Kindern gleicht der Alltag keinem Meditationsretreat.

Ja, hin und wieder vermisse ich das. Aber nur hin und wieder. Meist finde ich alles ganz gut so, wie es ist. Früher legte sich die Stille ja irgendwann nach zwanzig Uhr wie eine warme Decke über zehrende Tage voller Darvida-Brösmeli und «Conni lernt Rad fahren». Wie schnell man sie vergisst, diese Tage – die konstante Full-Service-Anwesenheit mit vollem Körpereinsatz, die oft schon nach dem Mittag einsetzende Erschöpfung bis zum Umfallen –, fällt mir stets dann auf, wenn ich wieder einmal der Freundin mit den kleineren Kindern zuhöre. Ihre frühen Feierabende hat sie mehr als verdient.

Zurückgekehrte Pausen

Auch mit grösseren Kindern gleicht der Alltag keinem Meditationsretreat. Aber die ein oder andere kurze Pause ist wieder drin. Man lässt auch nicht mehr so oft die halb volle Tasse irgendwo stehen und stösst Stunden später auf kalten Kaffee. So reicht meine Energie jedenfalls meistens noch aus, wenn sich das pralle Leben dann über den Abend ergiesst.

Manchmal gar so weit, dass ich das Gewusel als Glück empfinde. Denn wie lange wird es noch währen, das Zeitfenster zwischen «abends später einschlafen» und «abends öfter weg sein»? Bereits jetzt kommt es gelegentlich vor, dass ich doch wieder einmal einen Kugelschreiber klicken höre oder sehe, dass die TV-Fernbedienung unumkämpft auf dem Sofa liegt – nun, da die Grösste anfängt, auszugehen. Das ist dann schon auch mal nett. Noch mehr aber freue ich mich, wenn sie wieder kommt und noch ein wenig von ihrem Abend erzählt.

Geniessen, solange es dauert: Denn irgendwann werden Mama und Papa abends wieder allein auf der Couch sitzen.