Ihr Browser ist veraltet. Bitte aktualisieren Sie Ihren Browser auf die neueste Version, oder wechseln Sie auf einen anderen Browser wie ChromeSafariFirefox oder Edge um Sicherheitslücken zu vermeiden und eine bestmögliche Performance zu gewährleisten.

Zum Hauptinhalt springen

Papablog: Auf der DurchreiseTransitland Schweiz

Vignette gekauft, Handy auf Flugmodus – bereit für den malerischen Tauchgang durch die Schweiz.

Das hat die Schweiz wirklich nicht verdient. Als wir dem Weg von Deutschland ins italienische Chioggia die Schweizer Grenze passieren, erkundigt sich meine siebenjährige Tochter mit einem Anflug von Panik in der Stimme, ob wir schon die Handys ausgemacht hätten. Und ihr neunjähriger Bruder kann es nicht fassen, dass nach dem Gotthardtunnel immer noch «so viel Schweiz» kommt. «Wir sind durch den langen Tunnel, hier steht alles auf Italienisch, wann ist die blöde Schweiz endlich vorbei?», fragt er und verdreht genervt die Augen. So viel Verachtung hegt er gewöhnlich nur für die Stadt Lüdenscheid, weil sich seit einer Talbrückensprengung der Autobahnverkehr auf dem Heimweg im Schneckentempo durch diesen gepeinigten Ort quält. Für meinen Sohn ist Lüdenscheid die Hölle. Aber die Schweiz?

Eigentlich mögen wir die Schweiz. Die Landschaft ist wunderschön, die Leute sind nett (Gruss an den Kollegen Tschannen). Seit ich vor 10 Jahren zum ersten Mal für die Buchpremiere von Michèle Rotens «Wie Mutter sein» in der Schweiz war, bin ich unheimlich gerne hier. Aber scheinbar haben die Lebenskomplizin und ich das nicht gut kommuniziert. Für unsere beiden jüngeren Kinder ist die Schweiz ein pittoreskes Niemandsland, durch das man durchfährt, um dahin zu kommen, wohin man eigentlich will.

Zwischen Pannen, Reparaturen und Rückgeld-Rätseln

Kurz vor der Grenze werden die Handys ausgeschaltet oder in den Flugmodus gestellt, weil sonst Roaminggebühren im Wert einer Doppelhaushälfte in Lüdenscheid anfallen. Somit fällt das Musikstreaming auf die Autoboxen aus, und meine Jüngste kann keine Lieder mehr über Nazis, die man von Partys schmeisst, und über Pädagogen («Schlecht frisiert und gut erzogen, harte Hand und weiche Drogen») mitsingen. In der Schweiz wird nicht getankt (zu teuer), es werden keine Pausen gemacht (merkwürdiges Geld), und prinzipiell wird nicht mal gehalten. Man kauft sich eingangs eine Vignette, und ab da ist durch die Schweiz fahren wie ein malerischer Tauchgang durch ein Land.

Letztes Jahr im Sommer haben wir einmal in der Schweiz halten müssen, weil sich der Unterboden von unserem Auto verabschiedet hat und regelmässig sehr laut auf den Asphalt schlappte. Ich weiss nicht, wovon die Kinder mehr schockiert waren: Dass ich mit einem netten Schweizer vor einem Gartencenter unter unserem Auto lag, um das Problem irgendwie zu fixen, oder dass wir tatsächlich in der Schweiz gehalten haben. Über das Rückgeld, das Oma beim Eiskaufen während der «Reparaturpause» erhielt, wundert er sich heute noch. Es liegt in seinem Zimmer neben verformten Muscheln, überlangen Schrauben, gesprenkelten Blättern und anderen Merkwürdigkeiten.

Schweiz, hast du guten Kaffee?

Das kann so nicht weitergehen. Und bevor ich ernsthaft Ferien in Lüdenscheid buche (Sagen Sie jetzt nichts!), würde ich gerne das Transitbild geraderücken, das meine Kinder von der Schweiz haben. Dafür brauche ich Hilfe. Wo lohnt es sich, mit Kindern in der Schweiz Urlaub zu machen, ohne dafür den pekuniären Gegenwert von Lüdenscheid aufbringen zu müssen? Wo hält man an, wenn man eine halbe Stunde Pause machen möchte? Sind die Raststätten in der Schweiz auch so *zensiert* wie in Deutschland, sodass man lieber doch einfach gleich Ikea zum Pausieren ansteuert.

Und die wichtigste Frage: Wie ist der Kaffee? Bitte: Ich will das nicht «probieren» müssen, ich würde das gerne vorher wissen. Die Hölle ist nämlich nicht Lüdenscheid, sondern Raststättenkaffee in Deutschland. Ich bin vorgeschädigt. Ich habe mir zu oft diese überteuerte Batteriesäure zugeführt, ich kann das nicht mehr. Also, wie sieht es aus, Schweiz? Was geht bei dir, und hast du guten Kaffee?