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Papablog: Familienplanung ist Privatsache«Wann ist es denn so weit?»

Ob die beiden gerade nach ihrer Familienplanung gefragt wurden? So lustig fänden sie das vermutlich nicht.

Eigentlich bin ich aus der ganzen Nummer ja schon raus: Ich habe mit der Lebenskomplizin vier Kinder und meine anschliessend vorgenommene Vasektomie ist wirklich kein Geheimnis.

Meine Familienplanung ist also ziemlich offensichtlich abgeschlossen. Seit Jahren ist niemand mehr auf die Idee gekommen, mich zu fragen, ob diesbezüglich noch irgendetwas anliegt. Am Alter liegt es bei mir zumindest nicht. Männer, die heute zum ersten Mal Vater werden, sind dabei durchschnittlich fast 35 Jahre alt.

Übergriffige Interessensbekundung

Auch mit Anfang 40 treffe ich erstaunlich häufig auf gleichaltrige frischgebackene Väter, die ziemlich fassungslos darüber sind, dass ich nicht nur mit einer Erstklässlerin auf dem Spielplatz Quatsch mache, sondern auch noch eine Achtzehnjährige habe, die gerade in der Weltgeschichte herumgondelt. Ich wäre also wie gesagt fein raus. Trotzdem oder vielleicht gerade deswegen fällt mir auf, wie sehr Paare, von sagen wir mal Mitte 20 bis Ende 30, belauert werden. Spätestens nach anderthalb Jahren Beziehung geht es los: Wann ist es denn so weit, Zwinkerzwinker? Jetzt sagt aber mal! Seid ihr schon am «Basteln»?

Das gilt übrigens auch für Ein-Kind-Eltern. Paare mit einem Kind scheinen offenbar verdächtig, da muss nachgehakt werden. Wann legt ihr denn nach? Als ich kürzlich meine Schwägerin mit ihrem kleinen Sohn zu Besuch hatte, erzählte sie mir, wie sich das für sie anfühlt. Es ist, als würden die Leute davon ausgehen, dass sie nach drei Jahren vorbeischneit und dann Dinge sagt wie: «Übrigens, ich hab vor ner Weile ein Kind gekriegt». So als hätten alle Angst, etwas zu verpassen. Aber was eigentlich?

Intime Beweggründe

Schwangerschaft, Geburt und Kind sind ja nun wirklich keine privaten Hobbys, denen man ausschliesslich in den eigenen vier Wänden nachgeht, um dann irgendwann Sätze wie «Ach, du sammelst Briefmarken, das wusste ich ja gar nicht» zu hören. Nur halt mit Kindern statt Briefmarken. Ich bin zwar ein neugieriger Mensch, aber insbesondere in diesem Fall verstehe ich diese doch recht übergriffigen Interessensbekundungen nicht. Die meisten von uns sind auf die möglichen Gründe für Kinderlosigkeit nicht vorbereitet.

«Wie, ihr streitet seit 8 Jahren darüber, ob ihr Kinder wollt. Merkt man euch gar nicht an.»

«Achso, ihr hattet schon drei Fehlgeburten. Naja, ich geh dann mal rüber zum Büffet.»

«Was heisst das, du bist eine Sternenmutter

«So viel kostet ein künstlicher Befruchtungsversuch nach überstandener Krebserkrankung? Huiuiui!»

«Ich glaub ja nicht, dass man kinderlos glücklich sein kann. Gerade im Alter ist man dann doch einsam.»

Darüber hinaus haben wir entsprechende Erklärungen auch gar nicht verdient. Das sind zutiefst intime Beweggründe, die die befragten Personen niemandem schuldig sind. Vor allem sollten sie sich nicht genötigt sehen, in einer Small-Talk-Situation eine Art Lebensbeichte abliefern zu müssen. Wer sind wir und wie kommen wir dazu, das zu fordern? Denn genau das tun wir, wenn auch zumeist aus Achtlosigkeit. Das Thema Familienplanung ist kein Partygespräch, kein Konversationseisbrecher und auch kein liebevolles Erkundigen. Es ist und bleibt privat. Können wir uns bitte darauf verständigen, dieses Nachhaken zu lassen? Wir werden alles Nötige schon noch früh genug erfahren.