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Sudanesische Aktivistin «Wir hatten nichts zu verlieren»

Hatte das Land 30 Jahre im Griff: Omar al-Bashir.
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Die Sudanesen stürzten 2019 Diktator Omar al-Bashir, der das Land 30 Jahre im Griff hatte. Einige sahen darin den zweiten Arabischen Frühling. Wieso gingen Sie auf die Strasse?

Auf der Strasse, in der Menge, denkst du an nichts als an deine Freiheit. Frauen im Sudan hatten unter al-Bashir keine Rechte, weder zu Hause noch draussen. Wir waren wie Spielzeug. Ich bin eine Überlebende von Gewalt gegen Frauen. Ich war auf der Strasse, weil ich für mich selbst etwas verbessern möchte, für alle Mädchen, die ich in meinem Leben kennen gelernt habe.

Haben Sie Ihr Ziel erreicht?

Ja. Früher hatte ich Angst, vor die Tür zu gehen. Heute bin ich eine der jüngsten Mitarbeiterinnen der Regierung und arbeite an der Prävention gegen Gewalt an Frauen.

Waren die sudanesischen Demonstrationen so etwas wie die zweite Welle des Arabischen Frühlings?

Nein, das glaube ich nicht. Zweite Welle klingt für mich wie ein Magazintitel. Mir ging es um meinen Sudan. Wir wollten den Sturz al-Bashirs und seines Systems.

«Die Jugend führt diese Revolution an», sagt die sudanesische Aktivistin Ula Osman.

Viele Demonstranten waren sehr jung.

Die Jugend führt diese Revolution an. Wir forderten Frieden, Freiheit und Gerechtigkeit. Unter al-Bashir gab es das nicht. Meist hatten wir Angst vor Militär und Polizei. Wir hatten nichts zu verlieren.

Welche Bedeutung hat der Arabische Frühling für Sie?

Als die Proteste in Tunesien begannen, war ich gerade zwölf. Ob in Ägypten oder Libyen, im Jemen oder in Syrien: Die Bewegungen nahmen fast nirgends ein gutes Ende. Militärs ergriffen im Namen der Revolution die Macht. Ich wollte nicht, dass mein Land so etwas auch erlebt. Natürlich waren die Bewegungen eine Inspiration. Jeder wusste, dass diese Aufstände ein grösseres Ziel hatten, als nur ein paar Diktatoren zu vertreiben. Im Kern ging es um eine breite Forderung nach besserer Regierungsführung.

Bedeuten Ihnen Slogans wie «Das Volk will den Sturz des Regimes» noch etwas?

Wir wollen dieses «Regime» mit Bedeutung füllen. Als man mir einen Job bei der Regierung anbot, zögerte ich. Ich wusste, ich würde nie mehr wegschauen können, wenn etwas falsch läuft. Heute bin ich stolz, Teil des neuen Sudan zu sein.