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6 Apps mit künstlicher IntelligenzWie Sie KI produktiv und kreativ im Alltag einsetzen

Die Roboter sind da, um uns zu helfen, wo sie können.

Fast zwei Billionen US-Dollar: Auf diese unglaubliche Grösse wird der Markt der KI-Anwendungen bis 2030 anwachsen. Das prognostiziert das Beratungsunternehmen Next Move Strategy Consulting. McKinsey sieht das Potenzial sogar bei 13 Billionen und meint, bis dahin würden 70 Prozent aller Unternehmen irgendeine Form von KI einsetzen. Um die Dimension begreifbar zu machen, wählt das Beratungsunternehmen einen interessanten Vergleich: Das Potenzial sei grösser als das der Dampfmaschine. Das war der Motor für die industrielle Revolution.

Wie viele Billionen es tatsächlich sein werden, bleibt abzuwarten. Aber wie gross der Einfluss der künstlichen Intelligenz jetzt schon ist, zeigen die vielfältigen Möglichkeiten, sie im Alltag produktiv einzusetzen – um die Möglichkeiten und Grenzen auszuloten und vielleicht ein bisschen Zeit zu sparen.

Texte redigieren

Der Sprachroboter Chat-GPT (chat.openai.com) ist ein williger Gehilfe fürs Redigieren: Wie dieser Test hier zeigt, ist er hervorragend darin, Artikel von Floskeln zu befreien oder in der Tonalität zu ändern: Chat-GPT verwandelt ein in der ersten Wut geschriebenes E-Mail in ein nüchternes Meisterstück der Diplomatie. Er kann dröge Abhandlungen stilistisch aufmotzen, geschlechtergerechte Sprache benutzen und einen längeren Aufsatz auf eine bestimmte Anzahl Sätze einkürzen. Sie können ihm auch eine Statistik vorgeben und ihn bitten, daraus einen Lauftext zu verfassen.

Die Resultate sollten Sie überarbeiten. Und Sie sollten dabei bleiben, persönliche Texte selbst zu verfassen – zumindest, wenn es Ihnen geht wie mir und auch Sie lieber Texte lesen, die von Menschen und nicht von Maschinen verfasst worden sind.

Wenn wir uns in Rage geschrieben haben, sorgt der Textroboter für einen sachlicheren Ton. In dem Fall ist er etwas gar diplomatisch.

Übrigens: KIs helfen Ihnen auch beim Übersetzen: Verwenden Sie Deepl.com für die Weltsprachen und Textshuttle.com für Rätoromanisch, Zürichdeutsch und Berndeutsch (den ausführlichen Test lesen Sie hier).

Computerprobleme lösen

Bis 2015 habe ich für die Zeitungsleserinnen und Zeitungsleser Computerfragen beantwortet: Da hat es mich persönlich interessiert, ob ich in diesem Job heute überflüssig wäre. Ich habe deswegen Bing Chat (bing.com/new) zu einigen realen Problemen befragt: Was sind seine Tipps, um das veraltete Windows 8.1 abzulösen oder ein Macbook Air mit zwei externen Bildschirmen zu betreiben? Der Test hat gezeigt (zu meiner Beruhigung), dass Bing eine solche Computer-Kummerbox nicht im Alleingang bespielen könnte: Die Ratschläge sind oft lückenhaft, manchmal irreführend und für Laien meist nicht umsetzbar.

Aber: Wer genug von der Materie versteht, dass er gezielt nachfragen und auf Unstimmigkeiten hinweisen kann, der bekommt nach einer Handvoll Fragen und Antworten einen brauchbaren Ratschlag zusammen.

Bing soll Ratschläge abgeben, wie sich vertrauliche Dokumente sicher übermitteln lassen. Bei der Antwort rutscht auch mal eine Marketing-Information der Betreiber durch: Für eine gute Antwort braucht es gezieltes Nachfragen.

Texte erfassen und Aufnahmen transkribieren

Texte abzutippen, ist ein Relikt der Vergangenheit. Dokumente in Papierform erfassen Sie via Kamera. Beim iPhone verwenden Sie die Live-Text-Funktion in der Kamera-App und bei Android Google Lens (die ausführliche Anleitung finden Sie im Beitrag «Wozu die Texterkennung am Smartphone nützlich ist»). Ein Pièce de résistance bleiben handgeschriebene Manuskripte; die werden bislang meist unzureichend erkannt.

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Auch Interviews, Sitzungen und Gespräche müssen Sie nicht von Hand verschriftlichen. Es gibt diverse Apps, die das entweder live oder ab einer Aufnahme tun. In der Textverarbeitung Word von Microsoft ist eine solche Funktion eingebaut (siehe «Die Spracherkennung ist endlich brauchbar»). Es gibt auch eine Reihe von Drittdiensten: Trint.com ist ein guter Universalist. Töggl.ch hat sich auf Schweizer Dialekte und schweizerisch gefärbtes Deutsch, Französisch und Italienisch spezialisiert. Whisper schliesslich stammt von Chat-GPT-Erfinder Open AI. Diese Spracherkennung liefert für Englisch hervorragende Resultate, kommt aber auch mit Deutsch und sogar mit Schweizer Dialekten einigermassen zurecht. Es ist als Open-Source verfügbar und kann daher auch selbst betrieben werden. Einen ausführlichen Vergleich der gängigen Produkte finden Sie hier.

 Dokumente illustrieren

Zur Auflockerung von Präsentationen, Textdokumenten, Newsletters, für Einladungen oder Broschüren kamen bislang Stock-Fotos zum Einsatz: Das sind generische Aufnahmen zu einem bestimmten Thema, die es auf Websites wie Unsplash.com oder Pexels.com sogar kostenlos gibt. So bequem das ist, gibt es zwei Probleme: Diese Fotos ab Stange wirken oft gestellt und klischeehaft, sodass ein spezifischer Bildauftrag an einen Fotografen die bessere, aber teurere Lösung wäre.

Ein guter Kompromiss sind Bilder, die von einer KI generiert werden: Diese können Sie spezifischer auf Ihre Bedürfnisse hin anfertigen lassen und Sie haben die Möglichkeit, die Bilder nach einem bestimmten Stil anfertigen zu lassen. Bekannte Bildgeneratoren sind Midjourney.com und Dall-e 2 (labs.openai.com). Ein vielversprechender, aber noch in der Testphase befindlicher Kandidat ist auch Firefly von Adobe (firefly.adobe.com, unseren ausführlichen Test finden Sie im Beitrag «Jetzt mischt auch Adobe bei den kreativen KIs mit»).

Ob das die passende Illustration für die Einladung zum Kindergeburtstag ist? Erzeugt wurde sie von Midjourney.

Wichtig: Wenn Sie computergenerierte Bilder verwenden, sollten Sie das unbedingt mit einem klaren Hinweis kenntlich machen!

Tatkräftige Unterstützung bei der Computer-Arbeit

Bots erzeugen nicht nur Texte, sondern auch Computercodes aller Art: Sollten Sie gelegentlich mit Excel- oder mit Google-Tabellen hadern, weil das Rechenprogramm Ihnen nicht die gewünschten Analysen liefert, dann hilft Ihnen womöglich Chat-GPT aus der Patsche: Das Sprachmodell liefert Ihnen anhand der Problemschilderung die passende Funktion zurück, und zwar inklusive Erklärung (siehe «So erleichtern Ihnen KI-Bots die Arbeit in Excel- und Google-Tabellen»).

Nicht nur das: Die Bots können auch beim Webdesign helfen und Ihnen mit dem nötigen Quellcode erklären, wie Sie Formatierungs- und Gestaltungsprobleme lösen. Und falls Sie Software programmieren möchten, helfen sie Ihnen auch bei dieser Aufgabe.

KI fürs Kopfkino

Jede massgebliche Erfindung wird auch für Pornografie genutzt, lautet eine alte Behauptung. Das gilt nicht ausnahmslos, aber für die KI ist es zutreffend; mit Beispielen wie «Unstable Diffusion»: Das ist ein auf explizite Darstellungen trainierter Bildgenerator. Oder die Pirr-App (die es fürs iPhone und für Android gibt und die ich hier getestet habe): Sie wurde von fünf Frauen entwickelt und will das Kopfkino befeuern. Die App fabriziert stimulierende Kurzgeschichten, wobei Nutzerinnen und Nutzer steuern, in welche Richtung die Sache verläuft. Aus den vorgefertigten Sätzen wählen sie denjenigen aus, der sie am meisten anspricht. Falls die Textvorschläge nicht passen, kann man auch eine eigene Fortsetzung tippen.

So entsteht im Hin und Her eine Art Drehbuch für die Fantasie. Ob das einen Reiz hat, ist eine Frage der persönlichen Vorlieben – aber interessant ist auf alle Fälle, wie bei einem solchen Gemeinschaftsprojekt die eigenen Ideen sich mit Versatzstücken aus einem riesigen Fundus an globalen Stimulantia vermischen, die die KI aus Tausenden ähnlichen Geschichten herausdestilliert hat.

Wer hat hier eigentlich das Sagen? KI und Nutzerschaft erfinden gemeinsam eine Geschichte.