Ihr Browser ist veraltet. Bitte aktualisieren Sie Ihren Browser auf die neueste Version, oder wechseln Sie auf einen anderen Browser wie ChromeSafariFirefox oder Edge um Sicherheitslücken zu vermeiden und eine bestmögliche Performance zu gewährleisten.

Zum Hauptinhalt springen

In eigener SacheWelche Kriegsbilder wir zeigen – und welche nicht

Die Bilder, die unsere Redaktion aus der Ukraine über das Wochenende erreicht haben, sind teilweise unerträglich. Sie zeigen Zivilistinnen und Zivilisten, die kaltblütig erschossen wurden. Die Fotos kommen aus Butscha, einer Kleinstadt in der Nähe von Kiew. Die Hinweise haben sich stündlich verdichtet: Die russischen Truppen, die inzwischen aus dem Ort abgezogen sind, haben während ihrer Besetzung schwere Kriegsverbrechen begangen.

Damit standen wir – wie zurzeit fast täglich – vor der Frage: Was zeigen wir? Wie zeigen wir es? Und wie viel davon?

Unser wichtigster Grundsatz ist: Kein solches Bild gelangt auf unsere Website oder in unser Blatt, ohne dass vorher eingehend darüber diskutiert wird. Wir wägen in jedem einzelnen Fall ab, ob es angemessen ist, ein Foto oder ein Video zu publizieren.

Ein Fotograf der französischen Agentur AFP machte am Samstag, 2. April, dieses Bild in Butscha, Ukraine. Es zeigt – neben zwei Passanten – die Körper mehrerer Personen, die nach heutigen Erkenntnissen von russischen Truppen auf offener Strasse getötet worden sind.

Wir zeigen ein realistisches Bild des Kriegs in all seinen Facetten. Wir dokumentieren militärische Handlungen, politische Exponenten und Auswirkungen auf die Zivilbevölkerung. Wir zeigen, was ist. Dazu gehört auch, Tod und Leid darzustellen. Wir wahren aber jederzeit die Würde der Abgebildeten – keine Zurschaustellung, kein Voyeurismus. Wir üben Zurückhaltung.

Wir vertrauen den Bildagenturen, mit denen wir schon lange zusammenarbeiten: SDA, AFP,  Laif zum Beispiel. Im Zweifelsfall recherchieren wir eine Szene selbst nach und schauen, ob es weitere Quellen gibt, also dieselbe Szene, aber von verschiedenen Fotografinnen und Fotografen eingefangen. Wir sammeln also Kontext und geben diesen auch an die Leserschaft weiter.

Im Fall der Bilder aus Butscha ist die Beweislage erdrückend: Es waren verschiedene unabhängige Journalistinnen und Journalisten sowie Fotografen anwesend. Und es gibt Aussagen von Augenzeugen. Von über 300 getöteten Zivilisten ist die Rede. Die Menschen wurden offenbar teilweise gefesselt hingerichtet – das berichten mehrere Journalisten vor Ort.

Diese mutmasslichen Verbrechen gegen die Menschlichkeit wiegen derart schwer, dass die Gewalttaten das Potenzial haben, den Verlauf des Kriegs zu verändern. Erst die Bilder machen die Gräueltaten wirklich begreifbar. Wir zeigen sie, damit sie nicht vergessen werden. Damit die Opfer nicht einfach in einer Statistik verschwinden.