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Die Schweiz und ihre DiplomatieDer SVP-Gemeinderat, der für den Weltfrieden sorgen soll

Botschafter Gabriel Lüchinger organisiert für das EDA die Friedenskonferenz auf dem Bürgenstock.

Gabriel Lüchinger sprach mit Autorität in der Stimme, ohne im Ton zu überdrehen. Er gab kurze Antworten. Man spürte seine militärische Erziehung, vor allem dann, als er einen Hinweis zur Funktionsweise seines Mikrofons mit einem hingegrantelten «Verstanden» quittierte.

Vor zwei Wochen trat «Herr Botschafter Lüchinger», wie ihn Bundespräsidentin Viola Amherd ansprach, das erste Mal an die breite Öffentlichkeit. Es war ein sehr solider Auftritt.

Lüchinger gab Auskunft über die Fortschritte aus dem Maschinenraum der Friedenskonferenz auf dem Bürgenstock. Auf dem Aussichtsberg in Nidwalden sollen Mitte Juni hochrangige Vertreter aus aller Welt über die Zeit nach dem Ukraine-Krieg debattieren. Lüchinger wird für den Rahmen sorgen.

Ein interessantes Spannungsfeld

Der 47-Jährige ist Leiter der Friedenskonferenz-Taskforce, ein Jurist dazu, Oberstleutnant im Generalstab und im Nebenamt auch SVP-Gemeinderat von Herzogenbuchsee BE, zuständig für Sicherheit und Sport.

Es ist ein interessantes Spannungsfeld, in dem sich Lüchinger bewegt. In Herzogenbuchsee kämpft er mit seinem Gemeinderat gegen ein Loch in den Finanzen. Auf dem Bürgenstock sorgt er sich um Weltfrieden (oder zumindest um einen Teil davon).

Einige fügen in diesem Kontext noch an: ausgerechnet ein Mann der SVP. Jener Partei, die den Anlass als Farce bezeichnet.

Es scheint Lüchinger nicht zu kümmern. Medienanfragen will er zurzeit jedoch keine beantworten. Zu viel Arbeit laste auf seinen Schultern, lässt die Medienstelle des Aussendepartements (EDA) ausrichten. Dem Vernehmen nach verbrachte Lüchinger die vergangenen Tage in China.

Lüchinger muss dafür sorgen, dass nicht nur Vertreter westlicher Länder anreisen, sondern auch Vertreterinnen aus dem globalen Süden, mehrheitlich Nationen also, die sich eher auf russischer Seite sehen. Darum verbringt Lüchinger gerade viel Zeit mit Vorsprechen und Werben für die Konferenz.

Eine beachtliche Diplomatenkarriere

Vorgesprochen hatte Lüchinger auch im vergangenen Spätherbst. Er bewarb sich vergeblich als Nachfolger von Bundeskanzler Walter Thurnherr und musste zu den Parteien in die sogenannten Hearings.

FDP-Nationalrätin Maja Riniker hat ihn als «dynamisch» und «gewissenhaft» in Erinnerung. SP-Ständerätin Franziska Roth fügt ein «selbstbewusst» an, dazu «diplomatisch» und ein «rhetorisch angenehmes Auftreten».

Sie erkennt in Lüchinger zudem nicht den klassischen SVPler. «Wenn man ihn hört und sieht, würde man ihn nicht reflexartig der SVP zuordnen.» Vielleicht auch darum hielt er es nicht lange auf dem Posten des SVP-Generalsekretärs aus, 2018 war nach nicht einmal zwei Jahren Schluss, er wurde stattdessen Berater von Bundesrat Guy Parmelin.

Seither legte er eine beachtliche Diplomatenkarriere hin. 2020 absolvierte er den Concours diplomatique, eine EDA-interne Ausbildung. 2021 bestand er das Topkader-Assessment des Departements. 2022 ernannte ihn der Bundesrat zum Botschafter. Seither arbeitet er als Chef der EDA-Abteilung Internationale Sicherheit, nur zwei Hierarchiestufen unter Bundesrat Ignazio Cassis.

Lüchinger brauchte drei Jahre für etwas, wofür andere Jahrzehnte aufbringen. Das sorgte im diplomatischen Korps auch für Missgunst. Ganz anders wären die Reaktionen, wenn die Konferenz auf dem Bürgenstock zu einem Erfolg würde. Dann dankt ihm die Welt.