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TV-Drama in ItalienModerator droht vor laufender Kamera mit Kündigung

«Sonst ziehe ich die Konsequenzen»: Der Moderator Enrico Mentana bei seiner Live-Kündigungsdrohung.

Um die Tragweite dieser Geschichte zu verstehen, muss man wissen, wie prominent die beiden involvierten Stars sind und wie viel sie dem italienischen Fernsehpublikum bedeuten. Die Antwort sei gleich vorweggenommen: sehr viel.

Da ist zum einen Lilli Gruber, jahrelang Sprecherin der Haupt­nachrichten­sendung beim staatlichen Sender RAI und heute Moderatorin der politischen Diskussionssendung «Otto e mezzo» («halb neun»). Gruber ist bekannt für die schlagfertige Unbekümmertheit, mit der sie in ihrer Sendung den Mächtigen gegenübertritt, seien es Abgeordnete, Kabinettsmitglieder oder auch der Regierungschefin.

Die 67-Jährige aus Südtirol ist überdies Schriftstellerin und ehemalige EU-Abgeordnete für die Fraktion der Sozialdemokraten. 2004 war sie mit einem Glanzresultat gewählt worden, blieb aber nur während einer Legislatur in Brüssel.

«Guten Abend, nicht um halb neun»

Ihr Gegner in dieser Geschichte ist Enrico Mentana (69), einer der bekanntesten Fernsehjournalisten Italiens: lange Karriere mit vielen Dokumentarfilmen und Interviews, Moderator zahlreicher Diskussionssendungen, Angestellter und späterer Kritiker Silvio Berlusconis. Gegenwärtig moderiert Mentana die Abendnachrichten des Senders La 7. Für denselben grossen privaten Kanal arbeitet auch Gruber, wobei ihre Sendung jeweils nach Mentanas Hauptnachrichten kommt.

Alles klar, tutto chiaro? Nun beginnt das Drama. Am Montagabend muss Gruber ihre Sendung «halb neun» mit 16-minütiger Verspätung beginnen, weil Mentana zuvor bei den Nachrichten überzogen hat. Sichtlich verärgert sagt Gruber: «Guten Abend, nicht um halb neun, sondern um 20.46 Uhr. Inkontinenz ist eine üble Sache.» Womit sie ihrem Kollegen Mentana faktisch verbalen Durchfall diagnostiziert.

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Anderntags wirft dieser Gruber auf Facebook vor, sie sei ungezogen. Ausserdem bezeichnet er die Direktion des Senders als «feige», weil sie es nicht wage, die Kollegin für ihren verbalen Missgriff zurechtzuweisen. Abends doppelt Mentana vor laufender Kamera nach. Am Ende der Hauptnachrichten bemerkt er, er sei jetzt seit 14 Jahren deren Moderator. Die äusserst beleidigenden Worte Grubers werde er nicht akzeptieren. «Wenn sich die Unternehmensleitung weiter in Schweigen hüllt, ziehe ich morgen die Konsequenzen.»

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Also eine Live-Kündigungsdrohung zur besten Sendezeit. Womit wieder einmal das Klischee vom italienischen Komödiantentum bestätigt wäre. Man könnte aber auch von erfrischender öffentlicher Transparenz und Ehrlichkeit sprechen. Oder von einem zusätzlichen Unterhaltungs- und Spannungsfaktor, wie ihn Schweizer oder deutsche Moderatorinnen und Moderatoren kaum je zustande bringen. Indessen wartet das italienische Publikum nervös darauf, wer heute Abend bei La 7 die Nachrichten moderieren wird.

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