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Genusstour von Florenz bis SienaSchwelgen und schlemmen in der Toskana

Die Weite der Chianti-Reblagen, wie man sie bei Panzano findet, würde sogar den Weingott Bacchus verzücken.

Es gibt Menschen, die in fernen Ländern als Erstes Kathedralen oder Palazzi besuchen. Andere lassen sich auf die Landschaft ein und versinken in deren Schönheit.

Bei mir ist es das Essen, das die Türen öffnet. In der Toskana ist es der Pecorino, der Schafskäse, der zu jeder Pasta gehört. Oder Vin Santo, jener süsse Wein, den ich auf früheren Reisen an Sommerabenden in Siena getrunken habe, und die Fenchelsalamis, deren Duft die Markthalle in Florenz für mich zum Elysium machte.

Für viele Reisende ist die Toskana ein Ort der Sehnsucht. Die Region, zu der die Provinzen Florenz und Siena gehören, gilt als eine der malerischsten und eindrucksvollsten von ganz Italien.

Diese Reise ist ein Angebot der Schweizer Familie, mehr Informationen finden Sie hier.

Zahlreiche Städte, Bauwerke und Gebiete gehören längst zum Unesco-Welterbe, darunter die historischen Zentren von Florenz, Siena, San Gimignano, Pienza oder die Villen und Gärten der Medici, jener einflussreichen florentinischen Familie, aus der drei Päpste hervorgingen. Doch da ist auch diese sanfte Hügellandschaft mit ihren vielen Zypressen, die wie antike Säulen den blauen Himmel tragen.

Dichterinnen fassten ihre Anmut in Verse, Maler hielten sie in Bildern fest. Darüber hinaus bringt die Landschaft eine kulinarische Vielfalt hervor, die einzigartig ist. Ihre Produkte sind Basis einer einfachen und doch so delikaten Küche, und der Wein, der dort gedeiht, veredelt die Gerichte zusätzlich.

Ein Toast auf Florenz

Meine Reise durch die Toskana beginnt in Florenz. Der Arno liegt still und majestätisch in seinem Bett. Ein Kanu zeichnet Spuren auf den silbernen Fluss. Auf dem Ponte Vecchio, der berühmten Brücke aus dem 14. Jahrhundert, die den Fluss überspannt, herrscht hektisches Treiben.

Der Ponte Vecchio ist für Florenz Gold wert, obwohl seine Shops vor allem Silberschmuck anbieten.

Besucherinnen und Besucher versuchen mit ihren Handys die Brücke im spektakulären Abendlicht festzuhalten. Jenseits des Arno, im Quartier Oltrarno, ist es ruhiger. An der Piazza Santo Spirito setze ich mich in eine Bar, trinke einen Wein und geniesse den Augenblick, als die Sonne hinter der Basilica di Santo Spirito versinkt, für mich allein.

Der Florentiner Dom gehört zu den grössten christlichen Bauten – und zu den grössten Attraktionen der Stadt.
In den Hallen des Mercato Centrale in Florenz findet sich alles, was kulinarisches Glück ausmacht, darunter viele Pecorino-Sorten.

Am nächsten Tag fahren die Fotografin Maurice K. Grünig und ich Richtung Radda, ein Städtchen mitten im Gebiet des Chianti classico. Im Herbst sind dort jeweils die Trauben von goldenen Blättern umrahmt, ihr Duft ist schwer und süss.

Nur Weine, die aus den Trauben dieses Gebietes gekeltert werden, dürfen das Siegel des schwarzen Hahns tragen, das Zeichen des Chianti classico. Das Rezept für den Chianti, die berühmte «Chianti-Formel», hielt Baron Bettino Ricasoli, Staatsmann und Winzer, bereits vor 150 Jahren fest: Die kräftige Sangiovese-Traube, schrieb er, müsse mit einem Anteil von 70 Prozent die Hauptrolle in den Weinen spielen, ergänzt von der lieblichen Canaiolo und der weissen Malvasia für mehr Süffigkeit.

Die Gegend zwischen Florenz und Siena ist noch immer geprägt vom einstigen Reichtum. Kirchen, Palazzi und stattliche Weingüter thronen auf den Hügeln. Breite Alleen, gesäumt von gleichförmigen, in akkuratem Abstand gesetzten Pinien, führen hinauf zu den Weingütern.

Die Idylle wäre nahezu vollkommen, würde nicht das dürre Gras unter den Füssen knistern. Der Regen ist in dieser Gegend ein seltener Gast. Und kommt er doch einmal zu Besuch, bringen seine Sintfluten die Hänge ins Rutschen. Sie schieben Sand und Geröll talwärts und reissen Schneisen in die paradiesische Landschaft.

Grüner Schutz vor Erosion

«Bisher blieben wir jedoch von schlimmeren Ereignissen verschont», sagt Barbara Widmer, 52, später.

Die Schweizerin übernahm vor einigen Jahren die Weingüter Brancaia und Poppi von ihren Eltern, sie liegen in der Nähe von Radda.

« Da wir biologische Weine produzieren, müssen wir die Hege der Reben anpassen»: Barbara Widmer, Önologin.

«Wir produzieren biologischen Wein», sagt sie: «Das bedeutet auch, dass wir den Boden zwischen den Reben begrünen und so der Erosion vorbeugen. Der Bewuchs verhindert eine übermässige Verdunstung des Wassers.»

Seit 1981 gehört die Casa Brancaia einem Schweizer Ehepaar. Heute leitet es Tochter Barbara Widmer.
Zypressen säumen die Reblagen des Weinguts. Sie erinnern an die Säulengänge von Tempelanlagen.

Auf der Terrasse des Weingutes werden auch Gäste bewirtet. Sie bietet einen Ausblick auf das fantastische Panorama: Olivenbäume, Zypressen, Pinien, Weinstöcke in geraden Reihen und dazwischen riesige Waldgebiete. Ordnung und Chaos zugleich. Wir stossen an, in der Hand ein Glas «Il Blu». «Ein Wein mit komplexen Aromen, präziser Struktur und Eleganz», sagt Önologin Barbara Widmer.

Das Weingut Brancaia in Radda bietet Führungen an und informiert über die Weinkultur der Region.
Die Weine dürfen bestaunt, aber auch verkostet werden.

Es scheint, als ob sich der Charakter des Weines in der Geometrie der Landschaft spiegelte. Am Nachbartisch serviert die Kellnerin «Pici al ragù di cinghiale», Teigwaren mit Wildschweinragout. Die dicken Spaghetti aus der Region um Montepulciano werden von Hand gerollt. Die Wildschweine leben in den Eichenwäldern der Region. Doch leider ist es Zeit zum Aufbruch, ab nach Colle di Val d’Elsa.

Palazzo mit Ausblick

Das Städtchen gilt als Zentrum der Kristallglasindustrie. Ein Besuch im Kristallmuseum von Colle, wie es auch genannt wird, lohnt sich. Unser Hotel, der Palazzo San Lorenzo, befindet sich in der Oberstadt, in Colle alta. Es liegt, wie es sich für einen Palazzo gehört, auf einer Hügelkuppe mit Blick übers Tal und stammt aus dem Jahr 1635. Vor 14 Jahren wurde es renoviert und verfügt seither über alle Annehmlichkeiten eines modernen Hotels.

Der warme Abend lädt zum Flanieren ein. Tauben gurren, hüpfen von einem Fenstersims zum anderen. Ein Motorrad knattert durch die Gassen. Der Fahrer steigt ab und trägt einen Korb mit frisch gepflückten Steinpilzen in einen Laden. Auf der Theke des winzigen Geschäfts türmen sich Käse, Fenchelsalamis und Porchetta, ein gerollter Schweinebraten, mit dem die Panini gefüllt werden.

Das Panino liegt bereit, nun wird es mit frisch aufgeschnittener Porchetta gefüllt.

Wir spazieren weiter durch enge Gassen und erreichen schliesslich eine steile Treppe, die hinunter nach Colle bassa führt, den unteren Teil der Stadt.

Menschen sitzen in den Strassen und trinken Wein. Ich setze mich auf die Kiste vor einer Vinothek und lehne mich an die Steinmauer. Sandra Caselli, die gegenüber einen Laden führt, setzt sich dazu.

Sandra Caselli betreibt in Colle di Val d’Elsa einen Gemischtwarenladen. Hier treffen sich die Einheimischen gerne auf einen Schwatz.
Sandras Laden bietet fast alles an, was Zwei- und Vierbeiner im Alltag brauchen.

«Den Markt musst du unbedingt besuchen», sagt sie, «und auch die Pasticceria Garibaldi auf der Piazza Arnolfo di Cambio. Die Vielfalt an Süssigkeiten ist immens! Du wirst staunen, wie viele Süssigkeiten es in der Toskana gibt.»

An der Piazza Arnolfo di Cambio liegt die besten Pasticceria der Stadt.
Der Mercato sulla Piazza vereint heimische und exotische Früchte und Gemüse zu einem bunten Potpourri.

Am nächsten Tag peilen wir ein Weingut mit bekanntem Namen an. Das Gut Antinori nel Chianti Classico wird bereits von der 27. Generation der Familie Antinori geführt. Es ist nicht nur für seine Weine berühmt, sondern auch für die Architektur seines Domizils.

Macht der Architektur

Aus der Ferne fast nicht auszumachen, schmiegen sich zwei terrassenförmige Stockwerke an den Hügel, als wären sie mit ihm verwachsen. Erst beim Näherkommen offenbart sich die Macht des Bauwerks. Eine Treppe schraubt sich wie ein Korkenzieher in die Höhe. In den riesigen Glasscheiben spiegelt sich die Landschaft.

Auch die Tenuta Vallocaia, ein Weingut in der Nähe von Montepulciano, gehört zu den architektonischen Perlen der Toskana. Das schirmförmige Dach des Hauptgebäudes erinnert an Pinienbäume.

Die Terrasse des Weinguts Vallocaia bietet einen Bilderbuchblick über die Hügel von Montepulciano.
Die Wände des Restaurants im Bindella-Weingut strahlen tiefrot wie dessen Weine.

Und tatsächlich wird es von diesen gesittet umrandet wie von Ballerinen in Tutus. Skulpturen schmücken den Garten, Kunstwerke hängen an den Wänden. Und der Wein reift in einem Keller, der mit seinen Säulen und der bogenförmigen Decke einer Kathedrale gleicht.

Die Weine der Tenuta Vallocaia reifen in einem Keller, dessen Architektur an eine Kathedrale erinnert.

1983 begann hier der Zürcher Rudi Bindella mit dem Anbau von Wein auf 2,5 Hektaren. Heute wachsen die Reben auf 55 Hektaren. Die Familie Bindella führt das Gut noch immer.

Die Treppe der Cantina Antinori nel Chianti Classico schraubt sich hinauf zur Plattform.

Es gäbe in der Tenuta Vallocaia noch so viel zu sehen und zu degustieren, doch ich muss weiter. San Gimignano! Seit meinem ersten Besuch gehört dieses Städtchen, dessen Wohlstand auf dem Anbau von Safran zum Färben von Seidenstoffen beruht, zu meinen Lieblingsorten der Toskana. Allerdings bin ich damit nicht allein. Deshalb besichtigt man den mittelalterlichen Ort am besten frühmorgens. Oder abends, wie dieses Mal.

Im Städtchen der vielen Türme

Die 14 Türme – im 13. Jahrhundert waren es noch deren 72 – funkeln orange im Abendlicht. Die sinkende Sonne lässt den Himmel ein letztes Mal aufleuchten, danach versinken die Türme im Nachtschwarz. Ein zauberhaftes Schattenspiel, das sich hier seit Hunderten von Jahren jeden Abend wiederholt. Am besten geniesst man es bei einem Glas Vernaccia di San Gimignano. Dieser trockene Weisswein wird seit dem 14. Jahrhundert im Schatten der Türme produziert und passt wunderbar zu den Crostini mit Hühnerleber, wie sie in der Toskana oft zum Apéro gereicht werden.

Ein Besuch des Doms aus dem 11. Jahrhundert ist dringlich zu empfehlen. Die groben Steinmauern stehen im Kontrast zu den Schönheiten, die sich im Innern verbergen: Fresken von Malern der Sienesischen Schule des 14. Jahrhunderts schmücken die Wände, die Decke des Kreuzgewölbes strahlt in einem Himmelblau, so wunderbar, dass man darin versinken möchte.

Rund drei viertel Stunden dauert die Fahrt von San Gimignano nach Siena. In der Osteria Le Logge, einer ehemaligen Drogerie, ist für uns ein Tisch reserviert. Auf der Speisekarte stehen regionale Spezialitäten, also Schinken von Siena-Schweinen der Rasse Cinta senese, und natürlich die berühmte Bistecca alla fiorentina, ein T-förmiges, bis zu 1300 Gramm schweres Rindfleischstück, das auf dem Grill zubereitet wird. Das Fleisch stammt von der toskanischen Rinderrasse Chianina.

Die Osteria Le Logge kümmert sich um knurrende Mägen – zuvor war dort eine Drogerie zu finden.

Nach dem Essen ist ein Verdauungsspaziergang angesagt. Das nächtliche Siena mit seinen terrakottafarbenen Gebäuden hat etwas Magisches. Auf der Piazza del Campo, wo im Sommer die Pferderennen stattfinden, ist Ruhe eingekehrt.

Die Piazza del Campo liegt im Herzen von Siena. Im Sommer galoppieren Reiter über die Pflastersteine.

Der muschelförmige Platz liegt im Herzen der Stadt. Tagsüber sitzen Jung und Alt an Tischen, trinken Espresso und parlieren. Nachts gehört der Platz den Verliebten und den Gauklern, die mit leuchtenden Keulen jonglieren.

Erinnerungen, so süss wie Cantucci

So schön die Bilder der Bäume und Flüsse, der Türme und der Brücke auch sind, die ich aus dem Süden nach Hause trage: Um die Kultur dieser Region, die Seele ihrer Landschaft, der Bewohnerinnen und Bewohner zu erfassen, scheint mir nichts tauglicher als der Weg über den Gaumen. Und so sind es denn auch die Erinnerungen an die Gerichte und Weine der Toskana, die besonders lange nachwirken.

In den Gassen von Colle di Val d’Elsa trocknet die Wäsche noch immer im Strahlenmeer der Sonne.

Die Gnocchi mit Kaninchenragout im Restaurant Il Frantoio in Colle di Val d’Elsa; die Cantucci mit dem süssen Vin Santo in Siena; die Pici mit dem Pesto vom Nero di Toscana, die mir in der Trattoria La Casalinga gegenüber der Basilica di Santo Spirito in Florenz serviert wurden – einfach göttlich!

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