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Kolumne «Fast verliebt»Erkenntnisse aus meiner Zeit als Eifersüchtige

Weiss, wie man sich der Eifersucht widersetzt: Kolumnistin Claudia Schumacher.

Einer meiner guten Freunde erzählt oft von den Eifersüchteleien seiner Partnerin. Sie fühle sich nicht wohl, wenn eine andere Frau zu laut über seine Witze lache (ein Problem, das sich wohl kaum in Dezibel messen lässt). Abends dürfe er sich nicht allein mit anderen Frauen treffen (was erklärt, warum wir uns nur mittags oder zum Kaffee sehen). «Ich muss die ganze Zeit auf der Hut sein, um ihre Eifersucht nicht zu reizen», sagt er bedrückt.

Ich lasse das dunkle, schwere, kaltnasse Gefühl kurz auf mich wirken: Eifersucht, brrr. Sofort werfe ich sie zurück in den Giftschrank, in den sie gehört – und wundere mich. Lange her, dass ich so gefühlt habe! Dabei war ich doch früher mal selbst Botschafterin der Eifersucht?

Mit 20 machte ich meinem ersten Freund auf der Strasse eine Szene, weil er angeblich einer anderen nachgeschaut hatte – Verrat! Wie ein Klischee auf zwei Beinen zischte und heulte ich und rannte dramatisch allein nach Hause. Später schrieb ich Artikel, in denen ich die Eifersucht lobte («Der Partner spürt jedenfalls: Er ist gewollt»), und solche, in denen ich Freundschaft zwischen Frauen und Männern als Phänomen «auf Zeit» erklärte: «Teilweise hielten diese Freundschaften gerade so lange, bis der Mann oder ich in einer Beziehung verschwand. Vielleicht wollte ja doch insgeheim einer mehr.»

Heute kommen mir diese Sätze sehr weit weg vor. Ich habe männliche Freunde, mein Mann hat Freundinnen – und das ist gut so. Die Vorstellung, Freundschaft zwischen Mann und Frau sei nicht ohne Hintergedanken möglich, finde ich verstörend.

Man muss sich im Leben irgendwann entscheiden, wo es hingehen soll: auf die Sonnenseite oder die Schattenseite? Leider leidet der Eifersüchtige ja am allermeisten selbst unter seiner Eifersucht. Aber auch die Geliebten bekommen Liebe lieber durch Vertrauen, Romantik und Verbindung zu spüren als durch Gängelung, Vorschriften oder eine Szene auf offener Strasse.

Ich kenne die fiesen, hochnäsigen und widersprüchlichen Glaubenssätze der Eifersucht: «Die andere Frau will mich beklauen», «Mein Mann liebt mich nicht und hält Ausschau nach anderen». Dahinter versteckt sich Unsicherheit, dahinter versteckt sich ein schlechtes Selbstwertgefühl. Das ist nicht immer leicht zu bemerken. Doch nur, wer sich selbst nicht viel wert ist, glaubt, andere könnten einen jederzeit wegwerfen oder mit Füssen treten. Wer an sich selbst glaubt, wer anderen vertraut, den lässt auch die Eifersucht in Ruhe.

Die eifersüchtige Partnerin meines guten Freundes möchte ich am liebsten in den Arm nehmen und ihr sagen: Ich weiss, wie es dir geht, aber befreien kannst du dich nur selbst. Aber das mache ich natürlich nicht – ich würde damit nur ihre Eifersucht befeuern.