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Aus für das Basler Sommercasino «Das schmerzt»

Das Jugendkulturfestival 2021 im Sommercasino.

Das Sommercasino (Soca) ist aus der Basler Jugendkultur nicht wegzudenken. Es gibt wohl kaum jemanden, der in Basel aufgewachsen ist und nicht entweder als Jugendliche oder Jugendlicher in der Kellerdisco «Trämmli» tanzte oder sich einen Stock weiter oben bekannte und weniger bekannte Bands anhörte. Das Sommercasino wurde 1962 zum ersten Jugendhaus der Schweiz und hat seither Tausende Veranstaltungen durchgeführt. Nun steht das traditionelle Jugendkulturzentrum vor dem Aus.

Am Dienstag teilte der Trägerverein Junge Kultur Basel mit, dass das Sommercasino spätestens im September geschlossen wird. «Auf persönlicher Ebene kann ich sagen, dass es schmerzt. Der Vorstand und das Team haben sehr viel Energie investiert. Für den Verein, die Mitarbeiter, Künstlerinnen und Künstler tut es mir weh», sagt Vereinspräsident Titus Conradin Hell, der selbst auch als Jugendlicher Partys und Ausstellungen im Soca besuchte.

Das Sommercasino im Jahr 1966, vier Jahre nach der Eröffnung des Jugendtreffpunkts.

Das Jugendkulturhaus erhielt vom Kanton jährlich 825’000 Franken. Die Antwort auf den Antrag auf eine Erhöhung auf 953’875 Franken ist noch hängig. Die an die Revisionsstelle eingereichte Jahresrechnung weist, nach Auflösung der Rückstellungen, einen Jahresverlust von rund 11’000 Franken aus. Zudem plane der Eigentümer, Immobilien Basel-Stadt, eine Gesamtsanierung, die einen Auszug aus dem Gebäude erfordere. Von der Trinkgeldinitiative kann das Soca auch nicht profitieren, da der Verein bereits kantonale Gelder erhält.

«Die finanzielle Lage, die Sanierung und Rückmeldungen aus der Szene haben uns dazu veranlasst, jetzt einen würdigen und sauberen Schlussstrich zu ziehen, bei dem wir auch alle Rechnungen zahlen können und alle Mitarbeiter ihren Lohn erhalten. Wir wollen nicht auf ein unschönes Ende warten», sagt Titus Hell. Den betroffenen Mitarbeitern wurde bereits ordentlich gekündigt.

Sofortmassnahmen ohne Erfolg

Die finanzielle Lage ist schon länger alles andere als rosig. 2014 kündigten die Betreiber – damals war das die Jugendarbeit Basel (JuAr) – ein neues, Kosten einsparendes Konzept an: kleiner, bescheidener und vor allem wieder mit mehr regionalen Bands.

2016 übernahm der Trägerverein Junge Kultur Basel den Betrieb. «Es bestand von Beginn weg ein strukturelles Defizit. Die finanzielle Lage verschlechterte sich in den beiden letzten Jahren zusehends. Im November und Dezember 2023 gab es ein in dieser Grössenordnung nicht zu erwartendes Defizit», schreibt der Verein. Junge Kultur Basel habe auch mit den Corona-bedingten Veränderungen und Einschränkungen stark zu kämpfen gehabt.

Die getroffenen Sofortmassnahmen, wie die Kürzung des Programms, Einschränkungen im Buvettenbetrieb, Einstellungsstopps und eine Taskforce zur Analyse und zur Suche nach konkreten Lösungen, brachten jedoch nicht den gewünschten Erfolg.

«In den nächsten Tagen und Wochen klärt der Verein mit dem zuständigen Erziehungsdepartement das konkrete Ausstiegsszenario und den Zeitplan für die Schliessung», schreibt der Verein. «Der Vorstand glaubt an die Wichtigkeit der Jugendkulturförderung. Sie soll aber losgelöst vom Standort Sommercasino geprüft werden.»

Das Sommercasino beim Denkmal wurde zwischen 1822 und 1824 erbaut und war Gesellschaftshaus der reichen Basler Oberschicht. Während des Zweiten Weltkriegs diente die Villa als Flüchtlingsunterkunft. Bereits damals spielte Kultur eine grosse Rolle: «Um der täglichen Langeweile entgegenzuwirken, entwickelten die Emigranten im Sommercasino auch ein Kulturleben, samt Theatervorstellungen, ‹bunten Abenden›, Vorträgen und Konzerten», heisst es auf der Website des Soca. 1962 entstand das erste Jugendhaus der Schweiz, das nach 62 Jahren Musik, Partys, Konzerten und Ausstellungen nun bald den Betrieb einstellt.