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Mamablog über Co-Parenting«Es funktioniert, weil Geld kein Thema ist»

Dieser Artikel ist Teil unseres aktuellen Schwerpunkts zum Thema Trennungen. Hier finden Sie alle Beiträge.

Und wie gehts dem Kind? Die Bedürfnisse der Kleinsten gehen bei Streitereien nach einer Trennung oft unter.

Mein Arbeitstitel für diesen Artikel war eigentlich: «Es geht uns beiden immer zuerst ums Wohl unserer Tochter». Weil ich beim Nachdenken über unser harmonisches Co-Parenting anfangs fest davon überzeugt war, dass das unser Erfolgsrezept ist.

Als ich den Titel niedergeschrieben hatte, beschäftigte er mich jedoch intensiv. Ich begann zu hinterfragen, ob es wirklich nur unsere Einstellung ist, die das Ganze in unserem Fall so easy macht. Diese Frage verfolgte mich tagelang, und irgendwann musste ich mir eingestehen: nein. Dass wir so entspannt sind, verdanken wir vermutlich vor allem unserer finanziellen Situation.

Eine Trennung ist kostenintensiv

Denn: Eine Trennung ist teuer. Genau wie das Leben mit Kind. Insbesondere mit einem Kleinkind in der Schweiz, das noch in die Kita geht. Und: Beim Thema Geld wird es oft eklig. Das wissen wir alle. Selbst wenn man sich vorher in einer gleichberechtigten Beziehung befand und sich vielleicht sogar darauf geeinigt hatte, sich einvernehmlich zu trennen, löst das Ganze immer Emotionen aus. Diskutiert man in dieser verletzlichen Phase über Finanzielles, kann das schnell einen Flächenbrand auslösen. Wie es den Kindern dabei geht, ist häufig nebensächlich.

So weit kam es in unserem Fall zum Glück nie, obwohl es auch um eine Stange Geld ging und bis heute geht: Zuerst haben wir Geld für einen Paartherapeuten ausgegeben. Dann für eine Mediatorin, mit der wir – wir waren nicht verheiratet – unsere Trennungsvereinbarung machten. Es folgten die Kosten für die Kaution und die Einrichtung einer neuen Wohnung, inklusive der doppelten Anschaffung aller Dinge, die man für ein Leben mit Kind nun mal so braucht. Und neben der zweiten Miete sowie den Kosten für die Kita hat unsere Tochter inzwischen auch mehr oder weniger kostspielige Hobbys. Skifahren zum Beispiel.

Prägende Kindheitserfahrungen

Im Gegensatz zu vielen anderen Paaren müssen wir aber nicht regelmässig darüber diskutieren, wer was bezahlt. Wir haben uns von Beginn an darauf geeinigt, uns sowohl die Betreuung als auch die fixen finanziellen Verpflichtungen für unsere Tochter 50:50 zu teilen. Die zusätzlichen Kosten für Hobbys, Ferien, Ausflüge oder Geschenke zahlt jeweils der Elternteil, der sie mit ihr plant oder organisiert. Kleider für die Kleine kaufen wir beide nach unserem – beziehungsweise ihrem – Geschmack und achten darauf, dass sie wieder in den Haushalt zurückkehren, wo sie hingehören.

Das muss man sich aber erst mal leisten können, vor allem als Frau. Ich kann das heute nur, weil mir durch meine Kindheit quasi eingeimpft wurde, dass ich finanziell unabhängig sein und bleiben muss. Ich bin mit einer alleinerziehenden Mutter aufgewachsen, die nie auch nur einen Rappen Unterhalt von meinem Vater gesehen hatte. Als er uns verliess und untertauchte, war sie 25 Jahre und ich nur ein paar Wochen alt. Ich habe jahrelang mit angesehen, was es für eine Mutter heisst, ein Kind allein grosszuziehen, wenn nur wenig Geld vorhanden ist. Für mich war deshalb immer klar, dass ich, wenn, dann erst Mama werden möchte, wenn ich mein Kind im Zweifelsfall auch gut allein finanzieren kann. Und dass ich unter anderem deshalb eine Karriere aufbauen und auch nicht aufgeben möchte, wenn es so weit ist.

Stabilität trotz Trennung

Dafür bin ich heute dankbar. Auch wenn mein Ex-Partner seine Vaterpflichten sehr ernst nimmt und niemals vernachlässigen würde: Was im Wesentlichen zu unserer Gelassenheit in allen Angelegenheiten und Entscheidungen beiträgt, ist, dass wir uns nicht über Geld streiten müssen. Und dieses harmonische, ja sogar liebevolle Zusammenspiel ist auch der Grund dafür, dass unsere Kleine die Trennung so gut wegsteckt.

Unter anderem versuche ich auch deshalb, unserer Tochter mitzugeben, wie wichtig es ist, finanziell auf eigenen Beinen zu stehen. Solange wir uns als Gesellschaft nicht dazu entschliessen, Menschen, die private Care-Arbeit leisten, angemessen abzusichern, sehe ich ehrlich gesagt auch keinen anderen Weg. Und Sie?