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Gastbeitrag zur Psyche der Jungen Sie brauchen unsere Hilfe

Die Anzahl Beratungen zu Suizidgedanken verdoppelte sich bei Pro Juventute in den letzten beiden Jahren von drei bis vier auf sieben bis acht Beratungen pro Tag.

Schockierend. Beispiellos. Mit diesen Worten wurden die neuesten Zahlen des Bundesamts für Statistik kommentiert, wonach es 2020 und 2021 einen starken Anstieg bei der Hospitalisation von Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen aufgrund psychischer Probleme gegeben hat. Bei Mädchen und jungen Frauen zwischen 10 und 24 Jahren stiegen diese gar um 26 Prozent an.

Wenig überraschend. Das war meine Reaktion als Direktorin der grössten Schweizer Fachorganisation für Kinder und Jugendliche. So stellten wir bereits zu Beginn der Pandemie einen starken Anstieg der Nachfrage an unser Beratungsangebot 147 fest. 

Die Anzahl Beratungen zu Suizidgedanken verdoppelte sich in den letzten beiden Jahren von drei bis vier auf sieben bis acht Beratungen pro Tag. Unser Beratungsaufwand stieg um 40 Prozent. 

Die Corona-Pandemie war ein Einschnitt im Leben zahlreicher Kinder und Jugendlicher. In einer Zeit, wo sie den Austausch mit Gleichaltrigen suchen und auch brauchen, waren sie verstärkt auf sich selbst sowie ihre Kernfamilie zurückgeworfen.

Dabei ist mir wichtig, zu betonen, dass Kinder und Jugendliche nicht von Massnahmengegnern instrumentalisiert werden dürfen. Die junge Generation bewies eine grosse Solidarität während der Pandemie und trug die Massnahmen grossmehrheitlich mit. 

Diese Multikrise trifft auf ein überlastetes Versorgungssystem. 

Die Situation zeigt sich 2022 auch nach dem Wegfall der Corona-Massnahmen unverändert. Das illustriert die Arbeit von 147 tagtäglich. Bis Ende November 2022 haben wir 138 Kriseninterventionen ausgelöst. Das bedeutet, dass unser Beratungsteam 138 Mal die Polizei oder Sanität aufbieten musste, weil ein junger Mensch sich selbst oder andere gefährdete.

2021 waren es insgesamt 130 Kriseninterventionen, 2020 noch 96, 2019 gar «nur» 57 Fälle. 
Was wir jetzt erleben, ist eine Multikrise: Der Krieg in der Ukraine, die anhaltende Klima-Krise und weitere drohende Konflikte verunsichern die Kinder und Jugendlichen und fordern sie in ihrem Heranwachsen heraus.

Diese Multikrise trifft auf ein überlastetes Versorgungssystem. Kinder und Jugendliche warten lange auf einen Behandlungsplatz. 

Eine Investition in die psychische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen ist eine Investition in die Zukunft.

Im Unterschied zu früheren Krisenzeiten ist die Multikrise im Alltag der Kinder und Jugendlichen omnipräsent. Bis zu fünf Stunden am Tag verbringen sie online, vor allem in den sozialen Medien, von wo Bilder aus Kriegsgebieten direkt ins Kinderzimmer Einzug nehmen.

Gemeinsam mit sämtlichen Jungparteien von links bis rechts machten wir im November auf dem Bundesplatz in einer Aktion auf die erhöhte psychische Belastung von Kindern und Jugendliche aufmerksam.
Was es jetzt braucht, ist die sofortige Stärkung von Erstanlaufstellen wie dem 147 sowie die Steigerung ihrer Bekanntheit bei Kindern und Jugendlichen. Auch ist es nötig, dass die Schweiz ausreichende psychiatrische und psychotherapeutische Versorgungsangebote schafft.

Zentral bleibt, dass wir mittel- und langfristig die Resilienz von Kindern und Jugendlichen präventiv fördern und Angebote der frühen Förderung, des Erlernens aktiver Stressbewältigung sowie der Medienkompetenz gestärkt werden. 

Eine Investition in die psychische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen ist eine Investition in die Zukunft.

*Katja Schöneberger ist Direktorin der Stiftung Pro Juventute.
 

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