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Putin tritt fünfte Amtszeit anIm Saal der echten Zaren lässt sich der Kremlchef feiern

Grosser Auftritt im Kreml: Wladimir Putin bei der Zeremonie seiner erneuten Amtseinsetzung.

Als die Kamera ihn findet, sitzt Wladimir Putin noch am Schreibtisch, als habe er eigentlich keine Zeit für seine eigene Amtseinführung an diesem Dienstag. Sein versammelter Hofstaat wartet bereits im prächtigen Andreassaal auf ihn, vor Putin sind dort die echten Zaren gekrönt worden. Putins Vorgänger Boris Jelzin hatte seinen Amtseid noch in einem deutlich schlichteren Gebäude auf dem Kremlareal abgelegt. Die riesigen goldenen Flügeltüren, die Kronleuchter unter der gewölbten Decke des Andreassaals waren von Anfang Kulisse für Putins Herrschaft.

Der Machthaber knöpft also sein Jackett zu und läuft los, über endlose Teppiche die Kremlflure entlang, die Kamera überträgt jeden Schritt, Treppe runter, rein in den Aurus. Die russische Limousine ist Thema bei den Moderatoren des Staatsfernsehens. Putin fuhr schon 2018 nicht mehr im Mercedes zur Inauguration. Der Weg zum Grossen Kremlpalast ist kurz, es regnet in Strömen, sonst läuft alles wie bei der Amtseinführung vor sechs Jahren. Schon damals holte die Kamera Putin in seinem Büro ab.

Dabei ist natürlich nichts mehr wie damals, Putin führt Krieg gegen die Ukraine und einen gewaltsamen Feldzug gegen alle Kritiker daheim. Der lauteste von ihnen, Alexei Nawalny, ist vor zweieinhalb Monaten in einem Straflager gestorben. Und Vertreter europäischer Botschaften haben darüber debattiert, ob sie die Einladung zu Putins Zeremonie überhaupt annehmen sollten.

Westen als grösste Bedrohung für Russland

Seinen Amtseid schwört Putin auf eine Verfassung, die er genau zu diesem Zweck vor vier Jahren selbst umschreiben liess. Die alte Verfassung hätte ihm keine weitere Amtszeit erlaubt. Putin legt die rechte Hand auf den roten Ledereinband und schwört also, die Rechte und Freiheiten der russischen Bürger zu schützen. Es ist nichts Neues, dass Putin nicht die eigenen Repressionen, sondern einen angeblich feindlichen Westen für die grösste Bedrohung dieser Freiheit hält.

So rechtfertigt er nicht nur seinen Krieg, er versammelt so auch eine Mehrheit im Land hinter den Kämpfen. «Sie, Bürger Russlands, haben die Richtigkeit des Kurses des Landes bestätigt», sagt Putin jetzt im Andreassaal, und er meint das Ergebnis seiner Scheinwahl im letzten März. Er sehe die Entschlossenheit der Menschen, Russlands «nationale Interessen unerbittlich zu verteidigen».

Einen Dialog mit dem Westen lehne er nicht ab, sagt Putin. Dabei macht er im nächsten Satz klar, dass er nur mit denjenigen spricht, die seiner Propaganda folgen. Er fragt, ob der Westen «weiterhin versuchen» wolle, Russlands Entwicklung «einzudämmen, die Politik der Aggression und den anhaltenden Druck auf unser Land über Jahre hinweg fortzusetzen». Viele geladene Vertreter europäischer Länder waren der Zeremonie ferngeblieben.

Kirill: Kirche wird Putin nie verurteilen

Das Protokoll führte Putin nach Amtseid und Übergabe des Präsidentenregiments noch in die Kirche. 2018 hatte Patriarch Kirill dort gemeinsam mit Putin für die russische Jugend gebetet, die die Sowjetzeit nicht erlebt habe und daher «keine schwierigen Zeiten» kenne.

Sechs Jahre später betet Kirill in der Moskauer Mariä-Verkündigungs-Kathedrale vor allem für Putin: Ein Präsident müsse manchmal «schicksalhafte und gewaltige Entscheidungen treffen», die fast immer mit Opfern verbunden seien. Die Kirche werde ihn dafür nie verurteilen, sagte Kirill.

Putin ist seit fast einem Vierteljahrhundert Präsident Russlands – und bereits der dienstälteste Kremlchef seit Josef Stalin. Seine am Dienstag begonnene Amtszeit dauert bis 2030. Danach könnte sich der 71-jährige Putin ein weiteres Mal zur Wahl stellen – dank der auf ihn zugeschnittenen Verfassung.

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