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Kolumne «Schweizer Herzfrequenzen»Sind Sie eine Festhütte?

Die ganze Welt umarmen: Sängerin Gwen Stefani beim Auftritt ihrer Band No Doubt an Coachella-Festival in Kalifornien.

Wie ist es bei Ihnen? Sind Sie über alle Massen umtriebig und ständig auf der Suche nach Abwechslung, Abenteuer und Aha-Erlebnissen? Gehen Sie auf Partys vielleicht auch auf Fremde zu und stellen sich ungefragt vor? Sind Sie der Unterschied, der einen Event in Schwung bringt, andere mitreisst und bisweilen müde Beine wieder derart munter macht, dass diese sogar mit Ihnen auf den Tischen tanzen? Wenn all das auf Sie zutrifft, ist die Wahrscheinlichkeit gross, dass Sie eine extrovertierte Person sind, hierzulande aber zu einer Minderheit gehören.

Der Unterschied zwischen introvertiertem und extrovertiertem Temperament ist seit den Persönlichkeitsanalysen des Thurgauer Psychiaters Carl Gustav Jung in den 1920er-Jahren in aller Munde. Während Extrovertierte die ganze Welt umarmen können, fühlen sich Introvertierte eher in überschaubaren Gruppen vertrauter Menschen wohl. Sie können permanentes «Socializing» als anstrengend empfinden und ziehen ungern die Aufmerksamkeit auf sich.

Im Gegensatz zu introvertierten Personen laden Extrovertierte ihre leeren Batterien gerade durch ständige soziale Interaktionen und Omnipräsenz auf. Sie werden als gesprächig, gesellig, aktiv, energievoll sowie kontaktfreudig und mitunter als durchsetzungsfähig und sozial dominant beschrieben, während Introvertierte als ruhiger, kopflastiger und nachdenklicher gelten als Extrovertierte. Zudem: Machen die einen eher einmal die Faust im Sack, hauen die anderen mit dieser liebend gerne auf den Tisch.

In der Deutschschweiz gibt es mehr Extrovertierte

Extraversion gehört neben Gewissenhaftigkeit, Offenheit, Verträglichkeit und emotionaler Stabilität zu den fünf relativ stabilen und zum Teil ererbten Wesensmerkmalen unseres Charakters. Studien zeigen, dass extrovertierte Menschen gerne auf politischen oder anderen Bühnen stehen, sich immerzu auf den sozialen Medien herumtreiben oder im Verkauf arbeiten, wo zufriedene Kundinnen und Kunden ihre Kontaktfreudigkeit schätzen.

Sie sind in der Regel glücklicher, erfolgreicher und haben häufiger Führungspositionen inne als introvertierte Menschen. Nicht selten paart sich die Neigung zur Extraversion mit einem überdurchschnittlichen Selbstbewusstsein. Dann allerdings können diese Charaktere oft auch zu Nervensägen verkommen. Man denke nur an die laut telefonierenden Plagöris im ÖV, die damit gewollt oder ungewollt ihr Publikum finden.

Gemäss Selbstwahrnehmung trifft dieses Persönlichkeitsmerkmal nur auf rund ein Fünftel der Schweizerinnen und Schweizer zu. Aber auch in den Nachbarländern tummeln sich nicht unbedingt mehr Stimmungskanonen. Hierzulande sind Extrovertierte eher in der Deutschschweiz als im Rest des Landes anzutreffen. Frauen schreiben sich diesen Wesenszug eher zu als Männer.

Dazu gilt: Je höher das Einkommen und die Bildung, desto stärker die Neigung zur Extraversion. Wer sich für extrovertiert hält, hat zudem ein hohes Vertrauen in seine Mitmenschen, engagiert sich in Vereinen, interessiert sich für Politik, ist stolz auf die Schweiz und tendiert eher zur bürgerlichen Seite des politischen Spektrums.

Und? Interessiert, wie extrovertiert Sie sind? Für einen anerkannten Kurztest der Persönlichkeitspsychologie genügt hierfür die Selbsteinschätzung zu zwei gegensätzlichen Aussagen: «Ich gehe aus mir heraus, bin gesellig» und «Ich bin eher zurückhaltend und reserviert».

Für den Fall, dass Sie sich selbst nicht zu den extrovertierten Menschen zählen, noch ein Gedanke der amerikanischen Schriftstellerin Anne Lamott zum Schluss: Leuchttürme rennen auch nicht über die Insel, um nach Booten zu suchen, die sie retten können. Sie stehen einfach nur da und senden ihr Licht aus.