
Kinder-Jubel: Die Young Boys feiern ihren Meistertitel 2018 nach dem Spiel in Bern. (Fotos: Kurt Schorrer)
Nichts gegen schönen Jubel im Sport. Der Ausdruck von überschäumender Freude gehört zum Sport wie die Niedergeschlagenheit des Verlierers. Sport ohne
Emotionen ist fast nicht vorstellbar. Im Massensport gibt es entsprechend massenweise Emotionsschübe, denen regelmässig auch Politiker gerne erliegen, während der einsame Bergsteiger die Freude für sich alleine zu geniessen versteht. Aber es gibt Vorgänge, die auf die Nerven gehen. Zum Beispiel die kindische Spritzerei mit dem Champagner in der Formel 1 und einigen anderen Sportarten. Seit Jahren das gleiche Ritual, Flasche schütteln und die Umgebung wird abgeduscht. Das ist ziemlich doof. Demgegenüber ist die Ehrenrunde mit einer Flagge um den Körper, wie das die Leichtathleten bei grossen Wettkämpfen tun, schon fast ein ausgereifter Vorgang.
Was soll das?
Schlimm sind die mitgebrachten Kinder bei den Siegesfeiern der Fussballer. Jetzt, da die Meisterschaften entschieden
werden und die letzten Partien anstehen, entdecken einzelne Spieler ihre innige Vaterliebe und tragen im grössten Trubel ihre kleinen Kinder zur Schau. Was soll das? Muss Papi den Kleinen zeigen, wie sehr er bejubelt wird? Bricht nach einem grossen Sieg die totale Vaterliebe derart durch, dass möglichst die ganze Welt daran teilnehmen soll? Warum nicht gleich auch die Ehefrau auf dem Rasen mitjubeln lassen?
Es würde keinem Fussballer jemals einfallen, seine Frau oder Freundin in die Mannschaftskabine mitzunehmen. Aber Kinder auf das Spielfeld schleppen, das geschieht immer wieder. Dass vor allem kleine Kinder bei Jubelszenen auch ein Sicherheitsproblem sein können, ist nur ein Nebenaspekt. Letztlich ist das Kindertragen bei Jubelfeiern vor allem kitschig. Den Beweis, dass sie gute und fürsorgliche Väter sind, sollen die Fussballer lieber zu Hause anstatt während der Arbeitszeit inmitten siegestoller Mitspieler erbringen. Auch wenn dort nicht Zehntausende zuschauen, sondern nur die Ehefrau.