
Derzeit die Nummer 4 der Weltrangliste: Ricardo Rodriguez und Vladimir Petkovic in Rapperswil-Jona (28. August 2017). (Foto: Walter Bieri/Keystone)
Reisen bildet, sagt man. Fussball bildet auch: Wer weiss, wo die Diebesinseln liegen? Eben. Es mag Zufall sein, dass man über den Fussball ausgerechnet die Diebesinseln kennen lernt, wie sie ihr Entdecker, der Seefahrer Ferdinand Magellan, getauft hat, was uns Wikipedia erzählt. Zwischendurch wurden die Diebesinseln einmal zu Deutsch-Neuguinea, und heute gehören sie, mittlerweile die Nördlichen Marianen, zu den USA. Diese billigen der Inselgruppe «innere Unabhängigkeit» zu, aber der grosse Boss ist Donald Trump. Um diesen Donald Trump noch mehr zu reizen, liegen die Nördlichen Marianen für Nordkoreas Raketenfreund Kim Jong-un allerdings zu weit weg, falls er überhaupt je von diesem Gebiet gehört hat.
Und was hat das alles mit Fussball zu tun? Die ziemlich einsam liegenden Nördlichen Marianen sind nun Mitglied der Asian Football Confederation (AFC), des asiatischen Dachverbandes. Dieser wiederum unterstützt die Nördlichen Marianen voll im Bestreben, der Fifa beizutreten, womit diese neuerliche Bereicherung des Weltfussballs nur noch eine Frage der Zeit ist. Schliesslich ist auch in die Weiten des Pazifik vorgedrungen, dass für die Verbände der Fifa allein schon dank der Mitgliedschaft Millionen fliessen. Und dass es auf den Marianen auch eine Mercedes-Vertretung gibt, ist keine verwegene Spekulation. Sonst könnte allenfalls auch ein Lexus aus dem fast benachbarten Japan die präsidialen Träume erfüllen.
Fortsetzung der Petkovic-Siegesserie
Wie auch immer: Wir sollten über die Begehrlichkeiten der Nördlichen Marianen nicht milde lächeln. Die europäischen Marianen heissen San Marino, Gibraltar, Liechtenstein und auch Andorra, gegen das die Schweiz dieser Tage mit dem bestmöglichen Aufgebot zu einem Qualifikationsspiel antritt, das ernst genommen werden will. Die genannten Verbände tragen zur Entwicklung des Fussballs nicht mehr bei als die Nördlichen Marianen, die vermutlich landschaftlich noch reizvoller sind als Andorra, Liechtenstein und der Felsen von Gibraltar. In der Karibik gibt es unter anderen das Fifa-Vollmitglied Montserrat, das mit seinen 5000 Einwohnern politisch das gleiche Stimmgewicht hat wie Brasilien, Deutschland oder England. Montserrat und die Nördlichen Marianen müssten im Übrigen ein Ansporn sein für Kiribati, das immerhin 110’000 Einwohner hat und noch weiter entfernt im Pazifik liegt als die Nördlichen Marianen. Auch die Inselgruppe Kiribati ist, wie Monaco und der Vatikan, noch nicht Mitglied der Fifa. Aber immerhin schon Ozeanien-Mitglied.
Doch zurück zu Andorra. Wenn die Schweizer sich nicht mit fünf Eigentoren absichtlich selber schlagen, wird die Siegesserie unter Trainer Vladimir Petkovic weitergehen. Die Schweiz ist, wie auch immer sie das geschafft hat, die aktuelle Nummer 4 der Weltrangliste. Ein Sieg gegen die Nummer 129 Andorra wird diese Position festigen. Andorra ist unter den europäischen Marianen immerhin klar die beste Mannschaft, gefolgt von Liechtenstein (Rang 190), San Marino (204) und Gibraltar (206). Ein ganz bisschen Stolz ist also durchaus angebracht.
Unsere Nati ist bis heute nur bedingt für die WM in Russland tauglich. Doch machen die Resultate Hoffnung, dass es besser kommt als früher. Eine neue Generation guter helvetischer Kicker ist da, die es zu unterstützen gilt. Alte Hasen hat die Nati gewiss in ihren Reihen, Lichtsteiner, Behrami und Djourou müssen in absehbarer Zukunft ersetzt werden, der Zahn der Zeit nagte an den verdienten Spieler. Der Ersatz ist da, Trainer Petkovic pröbelt mit Spieler wie Fernandes, Akanji, Zacarias, die alle schon etwas Einsatzzeit erhielten. Durchgefallen ist keiner, Petkovic machte bisher fast alles richtig. Die Nagelprobe kommt bald in Lissabon, wenn die Nati beweisen muss, was sie kann.