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Intelligente VierbeinerHunde verstehen Menschen­sprache besser als gedacht

Hunde erkennen Wörter. Wenn ihre Bezugsperson «Ball» sagt, aber eine Puppe zeigt, ist das Tier verwirrt.

Hundebesitzer haben es längst geahnt: Die Tiere verstehen die menschliche Sprache viel besser als gedacht. Nach einer Studie, die gerade im Wissenschaftsjournal «Current Biology» erschienen ist, geht das Sprachverständnis von Hunden weit über die Befolgung von Befehlen wie «Sitz!», «Platz!» oder «Bei Fuss!» hinaus.

«Hunde reagieren nicht nur mit erlerntem Verhalten auf bestimmte Worte», sagt die Studienautorin Marianna Boros von der ungarischen Eötvös-Loránd-Universität in einer Presseerklärung. Vielmehr verstehen Hunde, dass Wörter wie «Ball» oder «Puppe» für tatsächlich existierende Objekte stehen. Darauf deute die Entdeckung hin, dass die Tiere in ihrem Gehirn «die Erinnerung an ein Objekt aktivieren, wenn sie den Begriff dafür hören», sagt Boros.

Um das herauszufinden, massen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler die Hirnaktivität von Hunden mithilfe eines EEG, während die Tiere verschiedene Gegenstände zu sehen und die entsprechenden Begriffe dafür zu hören bekamen. 27 Hunde ganz unterschiedlicher Rassen nahmen an dem Experiment teil, darunter Border Collies, Pinscher, Pudel, Schnauzer, Labradore und fünf Mischlinge.

Während des Experiments lag der mit Elektroden verkabelte Hund auf einem Kissen und blickte auf einen Bildschirm, über den sein Besitzer mit ihm kommunizieren konnte. Dieser sass in einem benachbarten Raum und sagte zum Beispiel: «Kun-kun, schau, der Ball!» Dann hielt er einen Ball vor die Kamera, sodass Kun-kun ihn sehen konnte.

Manchmal zeigten die Besitzer ihren Hunden das zum Begriff passende Spielzeug, manchmal aber auch ein unpassendes. Zum Beispiel sagten sie «Ball», hielten aber ein Stofftier vor die Kamera. Das EEG habe unterschiedliche Muster in der Gehirnaktivität gezeigt, je nachdem, ob die Hunde ein zum Begriff passendes Spielzeug gezeigt bekommen hätten oder ein unpassendes, schreibt das Team um Boros in «Current Biology».

Auch Hunde mit kleinem Wortschatz bestanden den Test

Diese Art von Experiment stammt ursprünglich aus der Erforschung der Sprachentwicklung bei Menschen und wird zum Beispiel bei kleinen Kindern eingesetzt, die noch nicht sprechen können. Bei Babys entsteht im EEG ein charakteristisches, N400 genanntes Muster, wenn sie einen Begriff hören, der nicht zu einem Gegenstand passt, den sie sehen. Diese Reaktion des Gehirns auf ein solches «semantic violation paradigm» (wörtlich übersetzt: Paradigma der semantischen Verletzung) gilt als Beweis dafür, dass Kinder Wörter verstehen, bevor sie sprechen können. Und dass in ihrem Gehirn eine mentale Repräsentation eines Gegenstands entsteht, wenn sie das entsprechende Wort hören.

Die Entdeckung eines ähnlichen Effekts bei Hunden lässt nach Ansicht der Studienautorinnen und -autoren vermuten, dass auch die Tiere wissen, dass Wörter für bestimmte Gegenstände stehen – und damit eine Grundvoraussetzung für das Verständnis menschlicher Sprache erfüllen. Dass Hunde das können, ist insofern eine Überraschung, da die Tiere in anderen Experimenten, in denen ihr Sprachverständnis getestet wurde, versagt haben.

In diesen Experimenten wurde Hunden ein Begriff für ein Spielzeug gesagt, den sie dann unter verschiedenen Gegenständen auswählen und bringen sollten. Nur einige wenige Hunde bestehen diese Tests, weil sie offenbar in der Lage sind, viele Wörter zu lernen und sozusagen einen grossen Wortschatz haben. Die meisten bringen aber die richtigen Gegenstände mit einer Trefferquote, die genauso schlecht ist, als wenn sie die Gegenstände zufällig auswählen würden.

Die Forschenden um Marianna Boros hatten deshalb erwartet, dass es auch in ihrem Experiment Unterschiede in den Gehirnaktivitäten von Hunden gibt. «Das war aber nicht so», sagt Lilla Magyari, die ebenfalls an der Eötvös-Loránd-Universität forscht und an der Studie beteiligt war, nach einer Pressemitteilung. Das Gehirn aller Hunde reagierte gleich irritiert, wenn Spielzeug und Begriff nicht zusammenpassten. Das deutet nach Ansicht der Studienautorinnen und -autoren darauf hin, dass Hunde die Bedeutung von Worten auf ähnliche Art und Weise erfassen wie Menschen. Oder anders gesagt: Hunde sind wie Kinder – sie verstehen viel mehr, als es den Anschein hat.