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Kurzgeschichte des Hotels Basel Ein Traditions­haus, das nur 48 Jahre alt wurde

Mittendrin im Getümmel: Das Hotel Basel war einer der Schauplätze des beliebten Festivals «Em Bebbi sy Jazz».

Fasnacht, «Em Bebbi sy Jazz», «Basler Keller» und natürlich der «Sperber» samt «Ehrespalebärgler»: Jahrzehntelang hat das so überraschend wie kurzfristig geschlossene Hotel Basel das gesellschaftliche Leben Basels massgeblich mitgeprägt. An zentraler Lage zwischen Münzgasse und Spalenberg situiert, war es ein Epizentrum der Basler Identität.

Im Zusammenhang mit dem Hotel Basel und den angeschlossenen Betrieben wie dem Restaurant Sperber fallen denn seit der Schliessung auch Begriffe wie «Traditionsbeiz», «Traditionshaus» und «lange Tradition».

Von der Münzgasse aus gesehen ist erkennbar, dass es sich beim Hotel Basel um einen Betonbau aus den 70er-Jahren handelt, der anstelle mittelalterlicher und frühneuzeitlicher Häuser inmitten der Basler Altstadt errichtet wurde.

Umso erstaunlicher ist, dass die historische Recherche gar nicht so viel geschichtliches Material ergibt. Selbst die Nachfrage bei bekannten Stadthistorikern ist nicht sehr ergiebig: Denn das Hotel Basel wurde gerade mal 48 Jahre alt.

Zum Vergleich: Das Hotel Trois Rois wird als Herberge Drei Könige bereits im Jahr 1681 zum ersten Mal erwähnt, also vor exakt 342 Jahren. Napoleon hat auf der Durchreise im Jahr 1797 im Drei Könige an einem Bankett teilgenommen.

An der Ecke zur Münzgasse endete die alte Häuserreihe am Spalenberg vor 90 Jahren noch in einer gigantischen Plakatwand.

Die Historie des Hotels Basel beginnt erst 1963. In diesem Jahr erwarb die Pensionskasse der damaligen Ciba-Geigy eine Reihe von Liegenschaften aus dem Mittelalter und der frühen Neuzeit zwischen Münzgasse und Spalenberg. Dazu gehörte auch das Haus zum Dolder, wo heute der «Sperber» untergebracht ist. In den Häusern waren Gewerbebetriebe beheimatet, darunter eine Bierbrauerei. Sie sollten verschwinden.

Dieses Foto aus den Dreissigerjahren zeigt den Standort des heutigen Hotels Basel von der Münzgasse in Richtung Spalenberg. Hier wird der mittelalterliche Charakter der Altstadthäuser deutlich, die dem Hotel weichen mussten.

Heute ist die historische Altstadt geschützt, die meisten Häuser liebevoll restauriert und renoviert. Das war nicht immer so. Lange galt Basels Altstadt als überholt, veraltet und gar als unhygienisch. Für die Stadtoberen war sie Manövriermasse, die der modernen Stadt und ihrem Verkehr im Weg stand. Man wollte Grossbauten mit guter Rendite, ein modernes Geschäftszentrum, breite Strassen mit Platz für Tram und Autos.

In mehreren Wellen wurde deshalb der Grossteil der sogenannten Talstadt abgerissen, so 1904 die Häuserzeilen an der Schifflände und am Fischmarkt, etwa zur selben Zeit die Mehrheit der mittelalterlichen Überbauung am Marktplatz. In den Dreissigerjahren fiel ein ganzes malerisches Quartier dem Spiegelhof zum Opfer. In modernistischer Manier war eine mehrspurige Autobahn via Blumenrain geplant, die zwar nie gebaut wurde, aber doch Spuren hinterlassen hat.

Am Spalenberg steht das mit dem Hotel Basel verbundene Haus zum Dolder, welches das «Restaurant zum Sperber» beherbergt. Links ist die Plattenbaufassade des Hotels erkennbar. Sichtbar auch die «Ehrespalebärgler-Tafeln».

Noch bis in die 60er- und 70er-Jahre hinein wurde in Basel fleissig abgerissen, so etwa an Aeschenvorstadt und Steinentorstrasse. Erst spät setzte sich der Denkmalschutzgedanke durch. Insgesamt verlor die Innenstadt über 80 Prozent ihrer historischen Substanz. Damit ist Basel in der Schweiz einzigartig. So sind zum Beispiel in Bern, Zürich und Genf die Altstädte zum grossen Teil erhalten.

Seit 1976 ehrt das Sperberkollegium vor dem Restaurant prominente Basler als «Ehrespalebärgler» mit einer goldenen, in den Boden eingelassenen Tafel.

Ein voller Erfolg

Die historischen Häuser zwischen Münzgasse und Spalenberg wurden also auch abgerissen und wichen dem neuen Hotel, von dem sich die Pensionskasse der Ciba-Geigy mehr Rendite versprach. 1975 wurde das Hotel Basel nach jahrelanger Planung und Bauzeit mit 72 Zimmern eröffnet. 

Während 19 Jahren wurde es dann im Namen der Pensionskasse von einer Zürcher Managementgesellschaft geführt.

1994 übernahm der Gastronom Raeto Steiger das Hotel als Mieter und renovierte es von Grund auf. Unter ihm wurde es zum Haus für Kurzurlaub und Businessreisen. Aufgrund der Lage mitten in der Altstadt und auch wegen der zwei populären Restaurants samt liebevoll restauriertem mittelalterlichem «Basler Keller» wurde es zum beliebten Haus, das es bis zum Ende geblieben ist.

1996 kaufte die G.A.T.E.S. Hôtellerie & Restaurateur SA mit Raeto Steiger als Besitzer und operativem Chef das Viersternhotel der Pensionskasse der in die Novartis übergegangenen Ciba-Geigy ab.

Erfolg folgt auf Erfolg

Steiger und seine langjährige Vizedirektorin Esther Brühwiler wirtschafteten viele Jahre kreativ und erfolgreich. So wurde 2002 der «Basler Keller» von einem À-la-carte-Restaurant in einen Frühstücksraum und Bankettkeller umgewandelt. 2005 erhielt das Haus als erstes Hotel in Basel das sogenannte 3Q-Gütesiegel und eine ISO-Zertifizierung. Zwischen 2007 und 2008 wurde erneut renoviert. 2009 ging die operative Führung des Hauses an die Hotel Basel AG über. Die langjährige Vizedirektorin Esther Brühwiler übernahm die Direktion.

Im Sommer 2018 wurde das Hotel Basel wieder erneuert. In drei Monaten wurden die jetzt 73 Zimmer samt Lobby komplett neu gestaltet. Doch dann kam 2020 Corona. 2021 verkaufte die Familie Steiger das Hotel an die internationale Investmentgesellschaft Gold Tree Group mit Sitz in Nikosia, München und Zürich.

Man schien für die Zukunft aufgestellt. Doch offenbar waren die Lockdowns, das Ende der Baselworld, die Krise der Messe Schweiz sowie die Strukturbereinigung in der Basler Hotellerie nicht zu verkraften. Ob und wie es weitergeht und ob die 48 Jahre dauernde Geschichte des Hotels Basel eine Fortsetzung findet, ist noch unklar.

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